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Gebietsansprüche

Trumps geopolitischer Grönland-Poker

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Viele Historikerinnen waren überrascht, politische Analysten sahen ein geopolitisches Manöver. Bei seiner Neujahrsansprache verblüffte der seit rund einem Jahr regierende dänische König Frederik X. mit einem neu gestalteten dänischen Staatswappen. Die drei Kronen wurden gestrichen, ein historisches Symbol für die Kalmarer Union mit den Königreichen Norwegen und Schweden, die die drei nordischen Staaten von 1397 bis 1523 verband. Der Schritt sollte historische Ansprüche auf Schweden endgültig begraben, vor allem aber der Realität Folge leisten, hieß es in Kopenhagen. Während man Schweden, wie Island oder Norwegen, längst faktisch verloren hat, besitzt Dänemark noch immer die Souveränität über die Faröerinseln und die größte Insel der Welt: Grönland. Und diese will man weiterhin ausüben. Deshalb wurden dem für die Faröer stehenden Widder und den Grönland repräsentierenden Eisbären mehr Platz auf dem Wappen eingeräumt.

Vor allem Grönland hat zuletzt seine Unabhängigkeitsbestrebungen intensiviert, was König und Regierung in Kopenhagen nervös macht. Grönlands Premierminister Múte Egede sprach bei seiner Neujahrsansprache an die 57.000 Inselbewohner davon, dass es Zeit werde, die „kolonialen Fesseln“ Dänemarks loszuwerden. Doch viele fragen sich, ob der Staat auch ohne die jährliche 500-Millionen-Euro-Finanzspritze aus Kopenhagen funktionieren könnte, den vielen Ressourcen wie Öl, Gas und seltenen Erden im Land zum Trotz.

Der Reichtum unter dem Eis, vor allem aber die geostrategische Lage Grönlands, hatte dem ehemaligen und bald wieder regierenden US-Präsidenten Donald Trump schon vor Jahren ein vielfach belächeltes Kaufangebot Grönlands entlockt. Und Trump war nicht der erste US-Präsident, der dies versuchte. Als Andrew Johnson 1867 den geopolitisch genialen Erwerb Alaskas von Russland verwirklichte, wollte er sich auch gleich Grönland einverleiben. Johnsons Angebot wurde aber ebenso abgelehnt wie die 100 Millionen Dollar, die die Administration von Harry S. Truman nach Ende des Zweiten Weltkriegs Kopenhagen bot.

Premier Egede machte schon im vergangenen Dezember klar, dass Grönland nicht zu erwerben sei, doch Trump scheint überzeugter als noch in seiner ersten Amtszeit, den Deal durchzusetzen. „Der Besitz und die Kontrolle Grönlands“ sei eine „absolute Notwendigkeit“ für die nationale Sicherheit der USA, betonte er zuletzt und war nicht bereit, wirtschaftlichen wie militärischen Druck gegen den Nato-Partner Dänemark auszuschließen, um sein Ziel zu erreichen.

Im Nordwesten der Insel unterhalten die USA seit 1951 die Pituffik Space Base, einen Stützpunkt der Luftwaffe. Die durch das vermehrte Abschmelzen des Eises am Nordpol immer lukrativere Nordwestpassage für die Schifffahrt führt ebenfalls an der Küste Grönlands vorbei. Die Insel ist dünn besiedelt, die Hauptstadt Nuuk liegt aber näher an New York als an Kopenhagen.

Ein mögliches Szenario, das ohne Militär auskommt und dieser Tage immer wieder kursiert, sieht die amerikanische Unterstützung der Unabhängigkeitsbestrebungen vor, nur um Grönland dann mit Geld in ein Assoziierungsabkommen ähnlich jenem mit den Marshallinseln zu locken. Das könnte einem künftigen Status als US-Außengebiet oder gar Bundesstaat den Weg bereiten. Von einem neuen Wappendesign wird sich Trump dabei kaum aufhalten lassen.

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