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Als Guinea-Bissau im Herbst vergangenen Jahres jedoch einen Zahlungsrückstand von rund 14 Millionen Euro angehäuft hatte, sah sich Karpowership gezwungen, die Elektrizitätsproduktion vorübergehend einzustellen. Spitäler mussten mit Notfallgeneratoren ihre Geräte am Laufen halten, Wasser floss aufgrund des fehlenden Stroms gar keines mehr.
Binnen Stunden gelobte Finanzminister Suleimane Seidi die fehlenden 15 Millionen in den nächsten 15 Tagen aufzutreiben. Früher gehe das nicht, im kleinen Guinea-Bissau dauere dies nunmal seine Zeit. Eineinhalb Tage nach dem Total-Blackout gingen in Guinea-Bissau die Lichter wieder an. Um die Zahlungsschwierigkeiten des finanzschwachen Staates künftig zu verhindern, einigte man sich darauf, fortan weniger Strom zu beziehen. Ein Monat vorher hatte sich ein ähnliches Szenario bereits in Freetown, der Hauptstadt Sierra Leones abgespielt.
Das private türkische Unternehmen Karpowership steht mit seinem schwimmenden Kraftwerk in einer beinahe 100 Jahre alten Tradition, ist momentan aber besonders erfolgreich. Karpowership installierte seit 2010 insgesamt 36 schwimmende Kraftwerke in 20 Ländern – ausgeliefert in fünf verschiedenen Klassen und an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst. Binnen 30 Tagen sei man an neuen Märkten einsatzbereit, heißt es - was vor allem auch in Krisensituationen interessant ist. So kamen die Karpowerships etwa nach nach den schweren Erdbeben in der Türkei zum Einsatz und sollen in mehreren europäischen Staaten angedacht worden sein, als Russlands Machthaber Wladimir Putin im Zuge des Angriffskrieges gegen die Ukraine wieder einmal den Gashahn nach Europa zudrehte.
Karpowership sieht sich laut Eigendefinition als zuverlässige Brückentechnologie auf dem Weg hin zu einer Welt mit erneuerbaren Energien. Diese Phase nutzt der Konzern aktuell erfolgreich für zahlreiche Markteintritte, ob denn nun die Brücke in die grüne Zukunft gebaut wird oder nicht. Laut Energieexperten verstärken solche kurzfristigen Notlösungen meist nur die strukturellen Energieprobleme vieler Staaten. Viel eher müssten langfristige Investitionen in die kritische Infrastruktur eines Staates so erfolgen, dass der Energiebedarf baldestmöglich durch kostengünstigere und nachhaltigere Optionen, vor allem Solarenergie, gedeckt werden kann. Sich bei der Elektrizitätsversorgung in die Abhängigkeit eines einzelnen, ausländischen Unternehmens oder eines Staates zu manövrieren, ist aus geopolitischer Sicht ohnehin riskant bis hanebüchen. Da können die Lichter buchstäblich von einem Tag auf den anderen ausgehen. Nach jahrzehntelanger Energieabhängigkeit von Russland haben dies nun auch viele europäische Staaten verstanden.